2 Wochen Kuba: Rum getrunken, rumgetanzt & rumgekommen

Es waren nur 2 Wochen auf Kuba, aber sie kamen mir wie 2 Monate vor. Wir waren ständig auf Achse und haben pro Tag 10–15km (meist in Flipflops) zurückgelegt.

  

Was haben wir erlebt? Wir haben das Ghetto von Havanna gesehen, uns wurde in Camagüey der Zutritt zum World Wide Web verwehrt, Santiago de Cuba ist voller oberflächlicher Machos, wir haben uns in Trinidad, dem Mallorca Cubas betrunken und in Vinales Zigarren gerollt.

 Aber mal von Anfang an.

 

Oktober 2016 in Köln: Ein paar Freunde und ich waren was trinken und zu später Stunde haben wir beschlossen: ‚Lasst uns im März alle auf Kuba wieder treffen!‘ Einer meiner Freunde ist Kubaner und musste sowieso einreisen, um seinen Pass zu verlängern. Aus dieser Schnapsidee wurde knapp 5 Monate später Wirklichkeit. Nächster Treffpunkt: Havanna.

 

Auf Kuba ist Rum billiger als Wasser


Als wir uns auf Kuba zusammenfanden mussten wir das natürlich feiern. Also ab zum nächsten Kiosk und erst mal eine Flasche Rum gekauft für ca. 2 Euro, bevor wir es uns am Malecon, dem Hotspot Havannas, gemütlich machten. Kaum haben wir uns ein lauschiges Plätzchen auf der Mauer gesichert, kam auch schon eine kleine 3-Mann-Band und beglückte uns mit Salsa-Takten. DAS IST KUBA. Genauso hatte ich es mir vorgestellt! Laute Salsa Musik, Menschen, die auf der Straße tanzen und viel, viel Rum! 

Sich fortbewegen wie ein Kubaner


local bus in Havanna
local bus in Havanna

Am nächsten Tag hatten meine Reisepartnerin Natalja und ich die glorreiche Idee mit dem localbus – dem sogenannten gua gua – in die Altstadt zu fahren. Das war auf jeden Fall abenteuerlich, da nur Kubaner damit fahren. Unserer Information nach sollte die Fahrt eigentlich direkt in der Altstadt enden. Easy, dachten wir. Nachdem wir aber eine halbe Stunde unterwegs waren und die Gegend immer weniger touristisch wirkte, riskierte ich doch mal einen Blick auf die App maps.me (hatte ich übrigens schon erwähnt, dass das die geilste App der Welt ist?), um zu schauen, wo wir uns befinden. Die App zeigte mir, was ich bereits vermutet hatte. Wir sind zu weit gefahren, und zwar ganze 3 Kilometer… bis ins Ghetto Havannas... also raus und zu Fuß wieder zurück. Jetzt war uns doch etwas mulmig zumute. Alle Menschen starrten uns an. Man sah uns wohl schon kilometerweit. JEDER männliche Kubaner hat uns angequatscht, angepfiffen, angestarrt und was dir sonst noch so für Wörter mit ‚ange-‘ einfallen. Glücklicherweise blieb es bei psychischen Taten.

Nach einem langen Marsch sind wir in der Altstadt angekommen. Also ab zu den Sehenswürdigkeiten. Mit dem Hop On – Hop Off Bus hüpften wir durch Havannas City. Statt den Hop On – Hop Off Bus zu nehmen, kann man auch mit einem Oldtimer die Stadt unsicher machen. Die 40–50 US Dollar pro Fahrt waren uns aber ein wenig zu teuer.

Auf gehts, den Rest von Kuba erkunden - nächster Stop: Camagüey


Nach Havanna wollten wir direkt nach Santiago de Cuba weiter. Wir hatten aber keine Lust 16 Stunden im Bus zu sitzen und machten einen Zwischenstopp in Camagüey. Das Städtchen ist ganz süß, aber ein Tag reicht vollkommen. Unser Highlight hier war eine Gruppe Jugendlicher, die wir nachts auf der Straße getroffen hatten. Als wir gerade Bilder von einem schönen Hauseingang schossen, kamen die Kids zu uns gerannt und wollten ein Fotoshooting veranstalten. Gesagt, getan, knipps, knipps und zum Schluss habe ich sogar noch ein Tänzchen bekommen. Eine ganz normale Nacht auf Kubas Straßen.

Wie Santiago mein Bild von Kuba veränderte


Am nächsten Abend traten wir die Weiterreise nach Santiago de Cuba mit dem Nachtbus an. Sicher aber ungemütlich, weil er rappelvoll war und wir uns nicht ausstrecken konnten. Als wir morgens ankamen waren wir fix und fertig und völlig übermüdet. Das hat man davon, wenn man sich das Geld für eine Übernachtung sparen möchte….

Santiago de Cuba: Die Smogglocke hängt schwer über den Straßen, die Stadt lärmt ihr tägliches Einerlei, die Menschen schlendern an den Häusern vorbei, immer auf der Suche nach Gewinn, der für einen anderen Verlust bedeutet. Laut, dreckig, verrucht und verlogen – eine typische (kleine) Großstadt. So müsste man wahrscheinlich einen Roman beginnen, der in Santiago spielt. Tatsächlich ist alles weniger romantisch. Santiago hat mich tatsächlich desillusioniert und mein Bild von Kuba verändert. Es ist wirklich laut und dreckig. Wir wollten trotzdem das Beste aus dem Trip machen und uns vom kubanischen Lebensgefühl mitreißen lassen. Allerdings ticken die Uhren hier anders als im restlichen Kuba. Wir haben uns nie auf Verabredungen mit Einheimischen eingelassen, sind aber natürlich abends spontan, wenn unser Eindruck von den Leuten gestimmt hat, in Salsaclubs mitgegangen. Wir wollen schließlich das echte Kuba kennenlernen, also: go where the locals go!

Immer ein guter Rat, wenn man wissen möchte, wie die Menschen in anderen Ländern ticken, aber nicht immer ein guter Rat, wenn man Spaß haben will. Wir sind in Santiago also in diesem Salsaschuppen und keiner tanzt. Alle sitzen auf ihren Hockern und starren auf der Leinwand die durchflimmernden Musikvideos an. Wir wollten trotzdem tanzen und als die ‚2 White Chicks‘, die wir dort waren, gemeinsam mit unseren neuen, kubanischen Bekannten den Laden aufmischen. Das war zumindest unser Plan. 'Unsere' Kubaner haben diesen Plan eiskalt durchkreuzt, denn: sie konnten nicht tanzen. Wie war das nur möglich? Ich konnte es kaum glauben. Ich dachte Kuba und Salsa ist wie Amerika und McDonalds. Jetzt weiß ich es besser: Nicht alle Kubaner können Salsa tanzen. Klischee: tot. Aber, wo ein Klischee stirbt, wird ein neues geboren. Das neue lautet: Die Kubaner betrachten europäische Touristen als wandernde Geldbeutel und Flugtickets aus dem Land heraus. Als wir uns von unseren tanztalentlosen Begleitern loseisen wollten, fragten sie uns noch, ob wir ihnen ein Bier zum Abschied ausgeben. Wir sind auch immer gefragt worden, ob wir Single sind und die waren ziemlich schnell weg, wenn ich auf meinen Fake-Ring gedeutet habe. Hmmm…komisch. Wir haben es aber irgendwann geschnallt: Das ist ihre Masche. Man ist es als Tourist gewohnt, dass jeder aus einem Profit schlagen möchte, aber auf Kuba passiert das ganz offen und niemand macht ein Geheimnis darum, warum er uns sooo interessant findet – zumindest investiert niemand mehr Zeit und Energie als notwendig, wenn er nicht bekommt, was er will. Bittere Erfahrung – dennoch eine Erfahrung.

Meine Freundin und ich haben dann angefangen es sportlich zu sehen: Wer schafft es schneller, einen Abzocker abzuwimmeln? Ich lag mit meinem Fakeprofil in diesem Wettkampf ziemlich weit vorne. Wenn mich einer angequatscht hat, habe ich immer behauptet, ich sei eine russische Kellnerin oder Sekretärin und schwupps: weg war er. Gewonnen!!

Denk daran: Das sind meine persönlichen Erfahrungen. Es gibt super nette Menschen auf Kuba. Aber junge Männer, die in Clubs rumhängen und blonde Touristinnen anbaggern sind wie alle Männer in Clubs, die wahllos alle anbaggern: Aufreißer

El Morro - Das Highlight von Santiago


Da wir schon mal in Santiago de Cuba waren, wollten wir mit dem Bus zum El Morro fahren. Das ist eine Burg in einer Bucht. Wir warteten auf einen Bus, es kam aber nur ein kleiner Truck. Hinten auf der Ladefläche waren zwei mit Menschen überfüllte Bänke und der Fahrer meinte, wir würden noch locker dazu passen. Nach einer 20 minütigen Fahrt inklusive Kuscheleinheit fuhren wir in El Morro ein. Es ist wunderschön, bilderbuchidyllisch und die 4 CUC für den Eintritt wert. 

Die Ziegen und der Kopfkino-Porno


Während wir auf der Hinfahrt mit Fremden gekuschelt haben, gerieten wir bei der Rückreise unglücklicherweise in einen Kopfkino-Porno. Und NEIN, es war nicht unser Kopfkino. Da wir nicht wussten, wie wir von El Morro wieder zurückkommen sollten, weil keine Bus- oder Kuscheltruckeinheiten zu fahren schien, beschlossen wir, sportlich wie wir nun mal sind, die 8 Kilometer in die Stadt zu Fuß zurückzulegen. Gesagt, getan: Mit einem halben Liter Wasser bewaffnet zurrten wir den Rucksack fest, schnallten die Flipflops an die Füße und machten uns auf den staubigen Weg … der prallen Sonne zum Trotz. Zwei einsame Cowgirls, die im wilden Westen Kubas ihr Glück machen wollten. 

Keine 300 Meter weiter stand ein Ziegenhirte mit seiner Herde auf der Straße. Die Ziegen meckerten. Er guckte. Wir gingen. Als wir näher kamen, bemerkten wir, dass hier etwas nicht stimmte. Wir gingen unauffällig weiter, ließen den Hirten jedoch nicht aus den Augen. Er uns auch nicht. Wir bemerkten, dass er die Hand an seinem Colt hatte ….. und er benutzte ihn…ihhhh…was für ein Schwein. Frech grinste uns der Ziegenhirte an, während wir die Hauptrollen in seiner dreckigen Wildwest-es-ist-so-einsam-in-der-Prärie-Phantasie spielten. Aber auch wir waren bewaffnet: Ich holte die Kamera raus und richtete sie mit einem schiefen Grinsen auf ihn, um sein schmutziges Verbrechen auf Band festzuhalten (aus Jugendschutzgründen wird dieses Bild hier aber nicht veröffentlicht). Plötzlich raste ein Bus voller Gringos auf uns zu. Unsere Rettung … und auch seine! Todesmutig sprang Natalja auf die Straße, um den heranrasenden Bus mit ihren bloßen Händen aufzuhalten … Na gut, wir haben nur wild mit den Händen gefuchtelt, aber es war dasselbe Ergebnis. Und so landeten wir wohl behütet wieder in der Stadt.

Der Ort mit den meisten Touristen


Neuer Tag, neue Stadt, neues Glück: Nächster Stopp war Trinidad. Wir freuten uns tierisch die dreckige, große Stadt hinter uns zu lassen und in ein kleines, unschuldiges Kolonialdorf zu kommen. Aber die Realität holte uns schnell ein und wir mussten mit schmollenden Schnuten feststellen, dass Trinidad die Touristenhochburg Kubas ist. Mindestens die Hälfte aller Menschen sind Deutsche und man fühlt sich ein bisschen wie auf Malle. Naja, aber wofür ist Malle bekannt? Richtiiig! Man kann gut feiern und das gilt auch für Trinidad. Abends treffen sich alle auf dem Plaza Mayor vor dem Casa de la Musica. Hier ist praktischerweise auch ein Internethotspot und so vermischt sich der partywütige, trinkende Haufen mit den Handyzombies. Man kommt schnell in Kontakt mit anderen Reisenden und wir haben viele bekannte Gesichter aus dem Viazul Bus wiedergetroffen.

Mein Absolutes Highlight von Kuba


Nach den vielen Städten und Erlebnissen war mir eines klar: Kuba muss noch mehr zu bieten haben. Also auf, in einen noch kleineren Ort: Vinales, ich komme. Vinales war die beste Entscheidung auf ganz Kuba. Es ist wirklich grenzenlos schön und einmalig! Das Herz Kubas! Umgeben von Bergen und Tabakplantagen ist es so völlig anders als der Rest Kubas und doch das, was Kuba ausmacht: Seine Seele. Eine einzige Hauptstraße zieht sich wie die Hauptschlagader durch die Stadt. Rechts und links reiht sich ein Restaurant an das nächste. Dennoch ist es ruhig und der Puls der Stadt schlägt ebenmäßig.

Wir machten uns auf, die Gegend zu erkunden. Kaum an der ersten Plantage angekommen, kam uns ein Cowboy entgegen geritten der uns fragte, ob wir mit ihm eine Tour auf dem Pferd machen wollen. Er machte uns einen unschlagbaren Preis von 10 CUC/Person für eine 4 stündige private Tour. Also ab in den Sattel. Es war genial. Unsere Pferde, Whiskey, Tequila und Mojito (wie sollten sie denn auch sonst heißen) waren rittfest und, wie unser Cowboy so schön sagte, halbautomatisch. Sie machten beinahe alles von alleine und wir fühlten uns auch ohne Reitkenntnisse sicher auf ihren Rücken. So ritten wir über Stock und Stein durch die malerische Landschaft. Es war herrlich …. bis die Pferde in den Trab übergingen und uns kräftigt durchschüttelten. Jetzt hieß es: Arschbacken zusammenkneifen und durchhalten! Aber das hatte seinen Preis: Ich konnte kaum mehr auf dem Pferd sitzen, geschweige denn, mich abends oder am nächsten Tag auf irgendeine Weise auf meinen Hintern setzen. Jedem Reiter möchte ich hiermit meinen tiefen Respekt für sein oder ihr Sitzfleisch aussprechen.

Mit verkniffenem Gesicht und blauen Flecken am Po ritten wir zu einem Tabakplantagenbesitzer, der uns seine kleine Farm zeigte und genau erklärte, wie Tabakanbau und Zigarrenherstellung funktionieren. Eine Tabakpflanze wird bei der Ernte in 3 Teile aufgeteilt. Oben, Mitte und Unten. Der obere Teil ist der Beste und wird für die Herstellung von Cohibas verwendet. Die anderen Teile werden in weniger teuren und wertvollen Tabakwaren verwertet. Tatsächlich müssen die Bauern 90% ihrer Ernte an den Staat abgeben! Den Rest dürfen sie behalten. Der Plantagenbesitzer hat uns gezeigt wie eine Zigarre von Hand gerollt wird. Und nun, nach getaner Arbeit, durften wir die Zigarre rauchen. Da ich nicht rauche, kam nur Natalja in den Genuss des blauen Dunstes. 

Was wäre Kuba ohne Salsa? Also forderte unser Cowboy uns mitten im Nirgendwo zu einem Tänzchen auf …. und DER konnte tanzen. Also tanzten wir mitten in der Natur, begleitet vom singenden Cowboy, Salsa. Wir machten uns wieder auf den Rückweg und diesmal nicht im Trab, nein, sondern im Galopp. Unser Cowboy gab den Halbautomatikpferden das entsprechende Zeichen und ab ging die Luzie! Wow!!! Das war schnell und hat echt Spaß gemacht. Positiver Nebeneffekt: der Hintern tut im Galopp wesentlich weniger weh als im Trab. Es war einfach nur GEIL und der perfekte Abschluss für unseren Kuba Trip!

 

Warst du auch schon mal auf Kuba oder möchtest gerne hin? Wie waren deine Erfahrungen?

Ich freue mich sehr über einen Kommentar von dir.   


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